April - Der Rote ist wieder da!

Der Frühling ist nun überall im Vormarsch. Während die ersten Frühlingsblüher wie die Kuhschellen bereits verblühen, zeigen sich das Buschwindröschen und das Scharbockskraut in voller Pracht und bedecken die noch lichten Waldböden teppichartig. Am Himmel über der Feldflur oder den angrenzenden Waldrändern, aber auch über Ortschaften sieht man nun immer häufiger einen besonders auffälligen Greifvogel.

Gemeint ist nicht der wesentlich häufigere Mäusebussard, sondern der Rotmilan (Milvus milvus). Dieser Beutegreifer ist eigentlich kaum zu verwechseln und auch von einem Laien sehr gut zu bestimmen. Sein typisches Merkmal ist neben der rötlichen Gefiederfarbe der auffällige, tief gegabelte Schwanz. Deshalb wird er auch als Gabelweihe bezeichnet.

Wenn man sich nicht sicher ist bei der Bestimmung, sollte man den Vogel etwas länger beobachten, denn die tiefe Gabelung zeigt sich nicht immer bei allen Flugmanövern, so dass man ihn aufgrund der dann nur angedeuteten Gabelung mit seinem Verwandten, dem Schwarzen Milan, verwechseln kann. Dieser ist bei uns im Kreisgebiet sehr selten anzutreffen und wenn überhaupt, dann doch eher zur Zugzeit.

Der Rotmilan ist ein ausgeprägter Segelflieger, der in einem Suchflug über die offene Feldflur streift und nach entsprechender Beute Ausschau hält. Dabei durchstreift er ein sehr großes Areal und fliegt durchaus in geringer Höhe über der Landschaft und den Ortschaften. Zum Jagen braucht er offenes Kulturland, Grasland und Viehweiden, daneben können auch Feuchtgebiete als Nahrungsreviere dienen. Seine Nahrungsflüge erstrecken sich dabei durchaus 5-12 km weit vom Brutplatz. Zu seiner Beute gehören meist Kleinsäuger wie Mäuse, aber auch Junghasen werden nicht verschmäht und kleine bis mittelgroße Vögel, vor allem Jungtiere. Dabei handelt es sich überwiegend um geschwächte Tiere oder solche, die durch die landwirtschaftlichen Maschinen verletzt und getötet wurden. Ebenfalls ist er als Aasfresser bekannt und trägt damit zusätzlich zur Gesunderhaltung der Fauna bei.

Generell ist die Ernährung des Rotmilans sehr vielseitig und er passt sich den örtlichen Gegebenheiten an. So konnte ich ihn im März dabei beobachten, wie er seinen Suchflug blitzartig unterbrach und auf einem frisch umgebrochenen Acker landete. In Erwartung Zeuge einer Mausjagd zu sein staunte ich nicht schlecht, als er mit seinem Hakenschnabel gewandt einen Regenwurm schnappte und fraß.

Brutzeit

Der Rotmilan ist etwa mit 3 Jahren geschlechtsreif. Die Paare sind sehr reviertreu und vollführen ab Ende März/Anfang April eindrucksvolle Balzflüge über ihrem Brutplatz. Letzter besteht aus einem Horst, der sich hoch in den Bäumen einer Astgabel, oft in den Randzonen von lichten Wäldern mit Eichen, Buchen und Kiefern befindet. Als ausgeprägter Segelflieger horstet er gerne an bewaldeten Berghängen. Der Horst wird häufig über mehrere Jahre benutzt, aber auch vorhandene Bussardhorste werden angenommen und ausgebessert. Typisch für den Milan ist die Auskleidung des Horstes mit Plastikfetzen, Lumpen, farbigen Schnüren oder Papier.

Legebeginn ist im April und das Weibchen allein brütet ca. 32 Tage. Die Jungen schlüpfen entsprechend dem Legeabstand der Eier (alle 3 Tage), da mit dem 1. Ei gebrütet wird. Das Männchen ist in den ersten 2 Wochen allein für die Ernährung der Familie verantwortlich, danach beteiligt sich auch das Weibchen an der Nahrungsbeschaffung. Die Nestlingsdauer liegt zwischen 48-52 Tagen. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen noch 4 Wochen von den Eltern betreut.

Zugzeit

Der Rotmilan ist ein typischer Zugvogel. Der Wegzug bei uns beginnt ab Mitte August mit Höhepunkt im September/Oktober. Ab Ende Februar und hauptsächlich im März erfolgt der Rückzug.

Über 50% des Weltbestandes brütet in Deutschland, womit wir eine besondere Verantwortung für diese Vogelart haben. Die zu beobachtenden Bestandsrückgänge in Deutschland, Spanien und Frankreich sind vor allem auf die Intensivierung bzw. Umstellung in der Landwirtschaft zurückzuführen.

Text und Fotos: Ingo Stiegemeyer

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