Seit 2014 kürt der Verein Jordsand jährlich eine Vogelart zum Seevogel des Jahres, die stellvertretend für eine akute Problematik und für eine besonders bedrohte Artengemeinschaft oder einen bedrohten Lebensraum steht.
In diesem Jahr soll mit der Wahl der Lachmöwe (Chroicocephalus ridibundus) auf den schleichenden und unbemerkten Rückgang einer Möwenart aufmerksam gemacht werden, die sowohl an den Küsten als auch in Städten - vor allem im Winter - zum vertrauten Bild gehört.
Die Bestände der Lachmöwe an den Küsten haben seit den 1990er-Jahren in Deutschland ebenso wie in den Niederlanden, Dänemark, Schweden, Finnland und Lettland sehr stark abgenommen. Auch die Kolonien im Binnenland zeigen über die Jahre hinweg negative Trends bei der Anzahl der Brutpaare.
Ursachen hierfür sind:
Die kleine Möwenart, die im Prachtkleid von März bis Juli ein auffälliges schwarzbraunes Kopfgefieder besitzt
und in der übrigen Zeit an einem dunklen Punkt hinter jedem Auge zu erkennen ist, lebt verbreitet in Europa und Asien. Lachmöwen brüten in Kolonien, die aus wenigen Tieren bis hin zu 30 000 Brutpaaren bestehen können.
Die Brutgebiete der Lachmöwe lagen in Mitteleuropa früher überwiegend in Feuchtgebieten des Binnenlandes, hier gerne in Verlandungszonen größerer Seen und Flüsse. In den letzten Jahrzehnten erfolgte - verbunden mit Bestandsrückgängen - eine Ausbreitung in die Küstenregionen, wo sie auf Inseln und Salzwiesen von Nord-und Ostsee brüten.
Sie ernähren sich und ihre Küken überwiegend von tierischer, aber auch pflanzlicher Kost. Das Nahrungsspektrum reicht von Regenwürmern und Insekten, die unter anderem auf landwirtschaftlichen Flächen gefangen werden, über kleine Fische und Krebstiere, bis hin zu Pflanzensamen und Nahrungsresten des Menschen.
Lachmöwen sind Teilzieher, das heißt in Regionen mit milderen Wintern bleiben die Vögel ganzjährig in der Brutregion, während in Nordeuropa brütende Tiere im Herbst an die Küsten und größeren Gewässer West- und Mitteleuropas ziehen. Auf dem Zug können größere Rastvorkommen zum Beispiel in der Elbmündung beobachtet werden.
Pressemitteilung Verein Jordsand vom 02.12.2024